Zahnärztliche Notfälle
Zahnschmerzen und andere zahnmedizinische Notfälle sind oft unberechenbar und treten gerne dann auf, wenn es am ungünstigsten ist – nämlich außerhalb der regulären Öffnungszeiten von Zahnarztpraxen. Plötzlich auftretende Schmerzen können äußerst unangenehm sein und erfordern schnelle Maßnahmen, um Linderung zu verschaffen. Doch was tun, wenn der Notfall in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen passiert? In solchen Momenten ist es wichtig zu wissen, wie man den zahnärztlichen Notdienst erreicht und welche Sofortmaßnahmen zu ergreifen sind, um die Beschwerden zu mildern. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie in einem zahnärztlichen Notfall richtig handeln und welche Möglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen, um schnell Hilfe zu erhalten.
Arten von zahnärztlichen Notfällen und Sofortmaßnahmen
Zahnärztliche Notfälle können vielfältig sein und reichen von akuten Zahnschmerzen bis hin zu Zahnverletzungen durch Unfälle. Wir möchten Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Arten von zahnmedizinischen Notfällen geben und Ihnen praktische Tipps für die Bewältigung dieser Situationen an die Hand geben.

Zahnschmerzen
“Zahnschmerzen niemals ignorieren”
Zahnschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben, weshalb es hier auch keine einfachen Lösungen gibt. Bei manchen Menschen liegt es an Karies, bei anderen an starkem Druck auf die Zähne durch Zähneknirschen, während wieder andere Probleme mit alten Füllungen oder Kronen haben.
Diese Schmerzen sind ein wichtiges Warnsignal unseres Körpers und bedeuten: ab zum Zahnarzt! Es ist wichtig, sie nicht dauerhaft zu unterdrücken, da dies schwerwiegende Folgen haben kann und wir uns dann nicht um mögliche Gesundheitsrisiken kümmern können.
Wenn die Zahnschmerzen sehr stark sind oder Ihre Wange anschwillt, zögern Sie nicht, den zahnärztlichen Notdienst zu kontaktieren!
Eine kurze Übersicht über die verschiedenen Arten von Schmerzmitteln:
Bevor Sie zu Schmerzmitteln greifen, stellen Sie sicher, dass Sie die Wirkstoffe vertragen und dass das gewählte Mittel für Zahnschmerzen geeignet ist. Nicht alle Medikamente wirken gleich gut gegen Zahnschmerzen, und manche sind sogar ungeeignet. Hier sind einige der chemischen Wirkstoffe, die bei leichten bis starken Zahnschmerzen verwendet werden:
- Acetylsalicylsäure (ASS)
- Paracetamol
- Ibuprofen
- Diclofenac
- Metamizol
Verlorener Zahn
Zahnunfälle, beispielsweise ein verlorener Zahn durch Ausschlagen etc., erfordern schnelles und besonnenes Handeln.
Hier sind die Sofortmaßnahmen und Tipps im Überblick:
- den Zahn nur an der Zahnkrone anfassen, nicht an der Wurzel
- den Zahn nicht abwaschen oder abwischen
- den Zahn in eine geeignete Aufbewahrung geben
- umgehend medicodent oder den zahnärztlichen Notdienst kontaktieren
- möglichst sofort zahnärztlich behandeln lassen
Aufbewahrung für den Transport zum Zahnarzt:
- Zahnrettungsbox
- Gekühlte H-Milch
- (bedingt) Kochsalzlösung oder Leitungswasser
Versorgung der Zahnlücke:
- Blutung stillen: sauberes Textilstück in die Zahnlücke drücken
Wiederherstellen des natürlichen Zahns:
Bei medicodent überprüfen wir sorgfältig, ob der Zahn unbeschädigt ist und wieder eingesetzt werden kann.
Falls dies nicht möglich ist, bieten wir alternative prothetische Lösungen wie Implantate oder Brücken an. Besonders bei Kindern und Jugendlichen bevorzugen wir das Wiedereinsetzen des Zahns, da sich ihr Kiefer noch im Wachstum befindet.
Abgebrochener Zahn
Wenn ein Zahn abgebrochen ist, ist schnelles Handeln gefragt! Suchen Sie umgehend, am besten innerhalb eines Tages, medicodent oder den zahnärztlichen Notdienst auf. Wenn Sie das abgebrochene Zahnstück noch haben, ist das von Vorteil! Bewahren Sie es in Kochsalzlösung oder Milch auf – so besteht die Möglichkeit, es später wieder anzukleben. Achten Sie darauf, das abgebrochene Zahnstück vorsichtig zu behandeln und es nicht zu oft zu berühren.
Kleines Stück Zahn abgebrochen:
Wenn nur ein kleines Stück des Zahns abgebrochen ist, stehen die Chancen gut, dass der Zahn wiederhergestellt werden kann. Dies kann durch Ankleben des abgebrochenen Stücks mit einem speziellen Kleber oder durch Abschleifen des beschädigten Bereichs erfolgen, um die scharfe Bruchkante zu entfernen. Voraussetzung dafür ist, dass der Zahnnerv nicht verletzt wurde.
Was, wenn der Zahn nicht angeklebt oder abgeschliffen werden kann?
Ihr Zahnarzt entscheidet im Einzelfall, ob der Zahn wieder angeklebt oder abgeschliffen werden kann. Wenn beide Optionen nicht möglich sind, gibt es dennoch Lösungen. Zum Beispiel kann die abgebrochene Stelle mit einem kunststoffhaltigen Material aufgefüllt werden. Bei einem größeren Schaden besteht auch die Möglichkeit, eine Teilkrone oder Vollkrone anzubringen, um den Zahn zu reparieren. Eine alternative Lösung ist die Verwendung von Keramik, um die abgebrochene Stelle zu überkronen, sodass sie nicht mehr sichtbar ist.
Beschädigung des Zahnnervs durch den abgebrochenen Zahn:
Wenn der Zahnnerv des beschädigten Zahns beeinträchtigt ist, ist es oft nicht möglich, den Zahn wieder anzukleben. In diesem Fall muss die Wurzel behandelt und der Zahnnerv entfernt werden. Eine Füllung wird dann anstelle der Wurzel eingesetzt. In manchen Fällen sind die Schäden so groß, dass der Zahn nicht gerettet werden kann. Implantate oder Brücken können dann den verlorenen Zahn ersetzen.
Ihr Zahn ist abgebrochen? Jetzt Termin vereinbaren
Lockerer Zahn
Während lockere Milchzähne bei Kindern ein Zeichen für die gesunde Entwicklung des Gebisses sind, stellen lockere Zähne bei Erwachsenen ein Alarmsignal dar und erfordern schnelle Hilfe durch einen erfahrenen Zahnarzt, um Zahnverlust zu vermeiden. Sobald Patienten einen lockeren Zahn bemerken, sollten sie sich zeitnah an uns oder den zahnmedizinischen Notdienst wenden und einen dringenden Termin vereinbaren.
Welche Ursache für die Zahnlockerung vorliegt, wird der Behandler bei einer umfassenden Diagnose feststellen und eine darauf ausgerichtete Therapie vorschlagen.
Die häufigste Ursache für lockere Zähne ist Parodontitis bzw. Parodontose:
Diese weit verbreitete Zahnbetterkrankung ist ab dem 40. Lebensjahr meist verantwortlich für Zahnverlust. Darüber hinaus gibt es weitere Auslöser für Zahnlockerungen wie Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen und Zähnepressen), Unfalltrauma, Abszesse, schlecht sitzender Zahnersatz, nicht versorgte Zahnlücken, kieferchirurgische Eingriffe (z. B. Wurzelspitzenresektion), Krebserkrankungen, Osteoporose bzw. Kieferknochennekrose sowie eine ungesunde Lebensweise wie Mangelernährung und Rauchen.
Lockere Zähne aufgrund von Parodontitis/Parodontose:
Parodontitis ist eine bakterielle Entzündung des Zahnfleisches, die chronisch oder schleichend verlaufen kann. Sie ist meist auf unzureichende Mundhygiene zurückzuführen und äußert sich durch Zahnfleischbluten, Rötungen und Schwellungen. Unbehandelt kann sie zu einem Zahnfleischrückgang und dem Lockern der Zähne führen.
Das oberste Ziel einer Parodontitisbehandlung ist der Zahnerhalt. Bei leichter Parodontose reicht oft eine Professionelle Zahnreinigung und optimierte häusliche Zahnhygiene aus. Bei schwererer Parodontitis erfolgt eine Behandlung unter Lokalanästhesie, bei der bakterielle Zahnbeläge entfernt und die Zähne gereinigt werden. In einigen Fällen ist eine chirurgische Behandlung erforderlich. Um vor Zahnverlust zu schützen, sollte jede Veränderung am Zahnfleisch vom Zahnarzt kontrolliert werden. Die vollständigen Heilungschancen sind umso größer, je früher die Zahnbetterkrankung erkannt und behandelt wird.
Inlay oder Brücke gelockert
Wenn Zahnersatz wie Kronen, Brücken oder Inlays sich lockert oder herausfällt, kann das zu unangenehmen Situationen führen. In solchen Fällen ist es wichtig zu wissen, wie man den Zahnersatz vorübergehend provisorisch befestigen kann, bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist.
Was tun, wenn sich Ihr Inlay oder Ihre Brücke gelockert hat – Checkliste:
- Lockere oder herausgefallene Kronen, Brücken oder Inlays können provisorisch mit Zahncreme oder Prothesenhaftcreme befestigt werden.
- Trocknen Sie das herausgefallene Teil gut ab, z. B. mit einem Föhn auf niedrigster Stufe.
- Tragen Sie eine erbsengroße Menge Zahncreme oder Haftcreme mit einem Zahnstocher auf und drücken Sie sie für etwa eine Minute gut an.
- Entfernen Sie überquellendes Haftmittel vorsichtig mit einem Taschentuch.
- Vermeiden Sie für etwa eine Stunde zu essen und zu trinken.
- Essen Sie bis zum Wiedereinsetzen nur weiche Speisen, und kauen Sie vorzugsweise auf der nicht betroffenen Seite.
- Trinken Sie vorsichtig, und putzen Sie Ihre Zähne sorgfältig.
- Entfernen Sie den provisorischen Zahnersatz vor dem Schlafen, um das Risiko des Verschluckens oder Einatmens zu vermeiden.
- Befestigen Sie es morgens wieder wie oben beschrieben, falls nötig.
Blutungen nach Zahnentfernung
Das Auftreten von Blutungen nach einer Zahnentfernung ist eine häufige Erscheinung, die jedoch durch einfache Maßnahmen gestoppt werden kann.
Hier sind einige empfohlene Schritte:
- mehrere Mulltupfer oder alternativ ein zerknülltes (Stoff-)Taschentuch (kein Papier) auf die Wunde legen und fest zubeißen. (Eine Binde, die über das Kinn und den Hinterkopf verläuft, kann den Zusammenbiss verstärken.)
- den Oberkörper möglichst aufrecht halten, ohne den Kopf flach zu legen
- kalte Umschläge auf Wangen und Nacken auflegen
- weder zu heiße noch zu kalte Getränke und Speisen zu sich nehmen
- nicht den Mund ausspülen
- wenn die Blutung nach einer halben Stunde nicht aufhört, unbedingt zahnärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Notfall-Telefonnummern und weitere Ressourcen
Was ist ein zahnärztlicher Notdienst?
Der zahnärztliche Notdienst ist ein spezialisierter Service, der außerhalb der üblichen Sprechzeiten akute Notfälle behandelt. Er ermöglicht es den Menschen, außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten telefonisch Hilfe und in der Folge dringend benötigte zahnärztliche Versorgung zu erhalten.
- Eine bundeseinheitlich gute Lösung ist die Zahnarzt-Notdienst-Telefonnummer: 116117
- Oder auf: https://www.kzvh.de/patienten/nvdtelefonansage/index.html
- Unsere medicodent-Sprechzeiten finden Sie hier: https://www.medicodent.net/#
Vorsorgemaßnahmen und Tipps zur Vermeidung von zahnärztlichen Notfällen
Vorbeugung ist der beste Schutz!
Die beste Strategie, um zahnmedizinischen Notfällen vorzubeugen, besteht darin, auf präventive Maßnahmen zu setzen. Regelmäßige Zahnarztbesuche sowie eine gründliche Mundhygiene sind entscheidend, um zahnmedizinische Notfälle zu verhindern. Hier sind einige Tipps:
- Zähne putzen: Bürsten Sie Ihre Zähne zweimal täglich gründlich mit fluoridhaltiger Zahnpasta und verwenden Sie Zahnseide, um Plaque und Essensreste zu entfernen.
- Ernährung: Reduzieren Sie den Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken, um Karies zu vermeiden.
- Mundschutz: Tragen Sie beim Sporttreiben oder bei nächtlichem Zähneknirschen einen Mundschutz, um Verletzungen zu verhindern.
- Regelmäßige Kontrollen: Besuchen Sie Ihren Zahnarzt regelmäßig für Vorsorgeuntersuchungen, um Probleme frühzeitig zu erkennen.
- Vermeiden Sie das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum: Diese Gewohnheiten können das Risiko von Zahnfleischerkrankungen erhöhen.
- Zahnrettungsbox: Sollte es doch einmal zu einem Unfall mit Ihren Zähnen kommen, Ihnen ein Zahn abbrechen oder ganz ausfallen, empfehlen wir Ihnen eine Zahnrettungsbox. Diese Box beinhaltet eine spezielle Aufbewahrungslösung, die dazu dient, ausgeschlagene Zähne für eine spätere Reimplantation zu konservieren.
Fazit
Zahnmedizinische Notfälle können plötzlich auftreten und erfordern schnelles Handeln. Vom jähen Zahnschmerz bis zum ausgeschlagenen Zahn – die richtige Reaktion kann über den Erhalt der Zahngesundheit entscheiden. Eine gute Vorsorge,regelmäßige Zahnarztbesuche und das Wissen um Sofortmaßnahmen sind entscheidend, um zahnmedizinische Notfälle zu vermeiden oder angemessen zu behandeln. Bei akuten Beschwerden ist der zahnärztliche Notdienst eine wichtige Anlaufstelle außerhalb der regulären Sprechzeiten. Im Notfall sollten Sie Ruhe bewahren und entsprechend den empfohlenen Maßnahmen handeln, um die bestmögliche Versorgung zu erhalten.